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Brief an Hubert Hüppe,
MdB
Sehr geehrter Herr Hüppe!
Anbei übersenden wir Ihnen unsere offenen Briefe an den Petitionsausschuss
des Dt. Bundestages und, da Ihr Kanzlerkandidat aus Bayern kommt, an den
Bayerischen Landtag mit der Bitte sich unseres obigen Anliegens
anzunehmen.
Solange sich CDU/CSU nicht für Menschen, die sich schon am Beginn ihres
Lebens in existentieller Lebensnot befinden und sich selbst nicht helfen
können, einsetzen, sind sie unglaubwürdig und für uns nicht wählbar. Diese
Parteien stehen in besonderer Verantwortung, denn in ihrer Regierungszeit
wurde das barbarische Abtreibungsgesetz beschlossen. Wohl wissend, dass
ohne ihre Zustimmung keine Gesetzesänderung möglich gewesen wäre, da eine
2/3 – Mehrheit dazu erforderlich war, verkündeten sie wahrheitswidrig
landauf – landab, sie hätten damit nur Schlimmeres verhütet. Auch das
Abstimmungsverhalten führender u. a. Unionspolitiker, als es um den Import
der embryonalen Stammzellen ging zeigt, dass C-Parteien, wenn es um Macht
oder wirtschaftliche Interessen geht, die elementarsten
christlich-moralischen Werte aufgeben. Das „C“ im Parteinamen ist nicht
nur in diesen Punkten Wählertäuschung. Im (Partei-) Namen Christi bewusst
und vorsätzlich unchristlich zu handeln ist nichts anderes als Blasphemie.
Wer könnte Ankündigungen, Forderungen und schöne Worte Ihrer Parteifreunde
noch ernst nehmen, da sie sie, wenn es darauf ankommt, wie Gottes Gebote,
selbst nicht ernst nehmen? Wenn den Worten keine entsprechenden Taten
folgen? Auf die Taten kommt es letztlich an! „Kohl gebietet Schweigen zum
Abtreibungsrecht“ schreibt die BZ v.15.1.98 als Claudia Nolte äußerte
gemäß dem Auftrag des Bundesverfassungsgerichts das Gesetz zu überprüfen.
Ebenso wenig war Schäuble, heute im Kompetenzteam Stoibers, daran
interessiert. Sie haben Oktober 1999 danach gefragt ob dieses „System noch
in Ordnung sei“ und stellten schon damals fest, dass Bundestagsabgeordnete
die Kirche nur deshalb im staatlichen System halten wollen, weil „diese
Leute keine neue Diskussion über Abtreibungen wollen. ... Sie wollen das
Gesetz nicht überprüfen“. Sie hatten recht, sonst hätten Ihre
Parteifreunde, z.B. die Politiker in der ZdK-Führung Meyer und Schavan u.a.
ZdK-Politiker, wie Kues, Glück, Stamm usw. statt in einer widerlichen
Hetzkampagne mit Attacken gegen Bischöfe und Papst der Kirche zu schaden,
die im ZdK sitzenden Ministerpräsidenten Vogel und Teufel und
Ministerpräsident Stoiber, dazu aufgefordert, ein Normenkontrollverfahren
zu beantragen um das Gesetz zu überprüfen. Obwohl die sich öffentlich
beklagten, rührten sie selbst aber keinen Finger um möglichst alle
ungeborenen Kinder zu retten - obwohl sie die Macht haben. Den Bürgern
täuschten sie vor es ginge ihnen um Lebensschutz, taten aber selbst nicht
das ihnen Mögliche zur Rettung der Kinder, obwohl damals schon bekannt
war, dass infolge Straffreiheit das Unrechtsbewusstsein in der Bevölkerung
stark abnimmt und Abtreibungen zunehmen. Es ging um Macht im doppelten
Sinn!
Leider haben bei diesem bösen Spiel auch Bischöfe, allen voran der
Vorsitzende der DBK, Lehmann mitgemacht. Statt den (ZdK-) Politikern, die
Macht hatten eine Gesetzesänderung herbeizuführen, ins Gewissen zu reden
und zu verantwortbarem Handeln aufzufordern, redeten sie auf den Papst
ein, damit er ihnen weiterhin per Beratungsschein die Mitwirkung an der
Tötung Ungeborener erlaube. Sie fragten ihn „von Angesicht zu Angesicht“
(Bischof Müller, Regensburg), ob er einen Ausstieg aus dem staatl. System
verantworten kann und sahen tatenlos zu als (von der kath. Basis nicht
gewählte) Laienvertreter mit der Gründung von „Donum vitae“ die Gläubigen
als Deckmantel für ihre unchristliche Politik missbrauchten. Scheinbar
herrschte eine gewisse Verwirrtheit. Der Gründer des „Kath. Klub der
Bundestagsabgeordneten“, Donum Vitae- und ZdK- Mitglied,
Bundestagspräsident Thierse ließ uns mitteilen, dass nach seiner
Auffassung „Politik andere Aufgaben hat, als christliche Überzeugungen
direkt umzusetzen.“ Wozu sitzen dann Politiker in katholischen
Laiengremien? Um die Katholizität, die katholische Lehre zu zerstören?
Dies könnte man aus ihrem, in diesem Fall überseinstimmenden, Reden und
Tun schließen. Was muss noch geschehen, damit die Bischöfe eingreifen und
den Politikern, die das kirchliche Ehrenamt kirchenschädigend zur
Selbstdarstellung benutzen, einen Riegel vorschieben? Hier müssten sie mit
eisernem Besen kehren. Gott-sei-Dank haben sie sich im Gegensatz zu den
Laienvertretern, die auf Kosten der Steuerzahler Macht demonstrierten,
gebeugt und sind der Weisung des Papstes gefolgt. Heute sind sie wohl
selbst froh, dass sie - anders als die evangelische Kirche - bei diesem
Verbrechen, das die christlichen Kirchen Deutschlands in unseren Tagen den
Verbrechen der Kirche im Laufe der Geschichte hinzufügten, nicht mehr
mitwirken.
In dieser Legislaturperiode haben die Abtreibungszahlen neue Höchststände
erreicht, so dass nach der Weisung des Bundesverfassungsgerichts, das die
derzeitige Gesetzgebung nur unter der Voraussetzung eines überprüfbaren
besseren Lebensschutzes zuließ, das Gesetz einer Neufassung bedarf. Das
unter dem Druck der Straße, mit den – mein Bauch gehört mir – Parolen
(Willy Brandt: „Wo wäre ich heute, wenn meine Mutter auch so gedacht
hätte“), entstandene Gesetz ist eines Rechtsstaates unwürdig und muss zum
Wohle unseres Volkes, wie wir dies sachlich begründet darlegten,
rückgängig gemacht werden.
Es ist höchste Zeit, dass die Verantwortlichen dieser Republik aufwachen
und das Notwendige tun, damit dem barbarischen Massaker ein Ende gesetzt
wird. Sie, Herr Hüppe, der Sie als Mitglied der Christdemokraten für das
Leben, bereits in diesem Sinne tätig sind, bitten wir: Wecken Sie Ihre
Parteivorsitzenden, Ihre -basis auf! Schweigen Sie nicht aus falscher
Rücksichtnahme sondern fordern Sie, wie wir, die Kanzlerkandidaten auf
Farbe zu bekennen und dies zu einem Wahlkampfthema zu machen, anstatt
ständig an die niedrigsten Instinkte im Menschen zu appellieren, Egoismus
anzuheizen (s. Zuwanderung) und so das Volk irrezuleiten, seiner
Degeneration Vorschub zu leisten!
Wir starteten eine Eilaktion, damit Menschen, die gegen die unchristliche
Abtreibungsgesetzgebung etwas tun möchten, Briefe an die zuständigen
Stellen (Bundestag, Landtage) schicken. Die Musterbriefe (anbei) können
auch aus dem Internet www.donum-vitae-defacto.de oder
www.zdk-und-demokratie.de geladen werden.
Leider bekamen wir von den Lebensrechtsorganisationen, die wir um
Unterstützung baten (CDL war nicht dabei), entweder (wie von den
Bischöfen) keine Antwort oder nur Erfolgswünsche, aber außer von der
Bewegung „Rettet das ungeborene Leben e.V.“, keine Hilfe. Da kommt die
Frage auf, ob sie wirklich ernsthaft an einer Gesetzesänderung
interessiert sind. Es geht um die Sache. Auf den Briefen ist kein Hinweis
auf donum vitae – de facto, so kann jede Organisation unsere Aktion zu
ihrer eigenen machen. Wem die Formulierung des Textes nicht gefällt, kann,
da es sich nur um Musterbriefe handelt, nach eigenem Gutdünken
formulieren. Wenn die Aktion „1000 Kreuze für das Leben“ mehr als einen
Showeffekt haben und nicht das Schicksal einer Eintagsfliege erleiden
soll, sollten sich die Lebensrechtsorganisationen an unserer Aktion, wie
auch immer, beteiligen, sie zu unserer gemeinsamen Sache machen. So würde
die Verteilung unserer oder ähnlicher Briefe Nachhaltigkeit bewirken. Der
Druck auf Bundes- und Landes-Regierungen endlich zu handeln würde sich
erhöhen. Und nur auf Druck der Öffentlichkeit werden sie reagieren. Das
Volk muss eingreifen, damit etwas geschieht! Oft hören wir den Hinweis
wegen der derzeitigen Mehrheitsverhältnisse könne es keine
Gesetzesänderung geben, das Scheitern unserer Aktion sei zu erwarten. Wir
weisen darauf hin, dass das Mehrheitsverhältnis als dieses Gesetz
beschlossen wurde ein anderes war. Es hat keinen Sinn auf Mehrheiten zu
setzen und zu warten. Diese Aktion wird nicht daran scheitern weil sie
grundsätzlich nicht erfolgreich sein kann, sondern weil sie von denen die
ihr zum Erfolg verhelfen könnten nicht unterstützt wird. Erfolg wird der
Lebensschutz für ungeborene Kinder nur in einer großen gemeinsamen
Anstrengung haben.
Wir denken, dass die Zeit günstig ist das Abtreibungsgesetz verstärkt ins
Bewusstsein der Öffentlichkeit zu stellen. Vor dem Hintergrund sich
häufender Naturkatastrophen und des 11. September, dessen Jahrestag
bevorsteht, sind viele Leute, ob aus Angst vor einer Strafe Gottes oder
anderen Gründen, wieder für christliche Wertmaßstäbe offen und sensibel
geworden. Im Zusammenhang mit der Diskussion um PID, Gentechnik,
Biomedizin, Embryonenforschung und Klonen sind die Menschen über die frühe
Entwicklung von Embryonen, z.B. durch Bilder besser informiert als je
zuvor. Abtreibungsbefürworter, die sich zwar mit ihrem Frauenbild auf der
Höhe der Zeit wähnen und Würde darin erkennen zu vermögen Schwierigkeiten
durch das Töten eines ungeborenen Kindes aus dem Weg zu gehen, können
nicht mehr unwiderlegt behaupten, es handle sich nur um Zellklumpen. Was
die Ungeborenen anbelangt sind sie nicht auf der Höhe der Zeit, sonst
würden sie aufgrund der wissenschaftlichen Erkenntnisse nicht die Würde
(?) der Frau über Lebensrecht und Würde des Kindes stellen. Die
Wissenschaft beweist, dass der Mensch Mensch ist von Anfang, von der
Zeugung an. Das hat die Bereitschaft zum Lebensschutz für ungeborene
Kinder erhöht. Noch muss viel Überzeugungs- und Aufklärungsarbeit
geleistet werden. Dass es so möglich ist den Wert und das Lebensrecht des
ungeborenen Menschen wieder mehr ins Bewusstsein zu heben und die Achtung
vor dem Ungeborenen zu steigern zeigt das Heimatland des Papstes Polen. In
Polen haben Protestbriefe an die Regierung eine Gesetzesänderung bewirkt,
DT vom 8. 5. 2001. Würde dies auch in Deutschland gelingen, hätte dies
eine Signalwirkung weltweit. Dazu bedarf es allerdings des Einsatzes aller
Kräfte, auch und besonders der Kirchen.
Für Ihre Haltung und Ihre Rede bei der Abstimmung um die Einfuhr embryon.
Stammzellen danken wir von Herzen. Wir freuen uns, dass es auch in der
Politik noch immer Menschen gibt die den Mut aufbringen gegen den Strom zu
schwimmen. Da wir als unbekannte, sehr kleine Initiative – in einer freien
Verbindung – schon logistisch nicht über die Möglichkeiten verfügen eine
größere Aktion wirklich erfolgversprechend und öffentlichkeitswirksam zu
organisieren bitten wir Sie, unsere Aktion in die Hand zu nehmen und sich
an ihre Spitze zu stellen. Bitte machen Sie Ihren Einfluss geltend um
Kirchen und Organisationen für eine Beteiligung zu gewinnen, für eine
bundesweite Verbreitung der Briefe zu sorgen, inner- und
außerparlamentarisch den Druck auf Regierung und Opposition zu verstärken.
Tragen Sie bitte dieses Thema in den Wahlkampf im Vertrauen auf Gott und
das Gute im Menschen!
Mit freundlichen Grüßen
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