Brief an Bundespräsident Rau

Sehr geehrter Herr Bundespräsident!

Anläßlich Ihrer diesjährigen „Berliner Rede“ wurde Ihnen viel Lob zuteil. Auch wir möchten Ihnen für Ihre klare Grenzziehung in Gentechnik und Biomedizin gegen verbrauchende Embryonenforschung, Präimplantationsdiagnostik und aktive Sterbehilfe danken.
Allerdings können wir Ihre Haltung zur Abtreibungsgesetzgebung nicht teilen, die Sie mit dem Verweis der § 218 ziele auf „die unvergleichbare Konfliktsituation während der Schwangerschaft“ verteidigen. Welche Konfliktsituation rechtfertigt Mord? Und Abtreibung ist Mord, da das wehrlose ungeborene Kind bewußt, geplant und vorsätzlich getötet wird. Wenn Bundeskanzler Schröder im Zusammenhang mit der Gentechnik und Bioethik die Frage nach der Abtreibung stellt tut er dies zu Recht. Nur zieht er die falschen Schlüsse. Nicht weil das Töten ungeborener Kinder durch Abtreibung in unserem Land erlaubt ist, ist auch das Töten von Embryonen beim therapeutischen Klonen oder selektive Auslese bei der PID zu rechtfertigen, sondern umgekehrt weil der Mensch Mensch ist und Würde besitzt von Anfang an, von der Zeugung an, ist seine Tötung, aus welchem Grund auch immer, nicht zu rechtfertigen, auch nicht in der Konfliktsituation einer ungewollten Schwangerschaft. Dies steht der Würde der Frau nicht entgegen, wie oft behauptet wird. Auch nicht ihrer Freiheit! Entscheidungsfreiheit war dem, sicher aufgeklärten, Paar vor der Zeugung gegeben. Und wer vermag es Würde darin zu erkennen, Schwierigkeiten durch das Töten des eigenen unschul-digen Kindes aus dem Weg zu gehen? Ist es nicht besonders würdig und stärkt es nicht zu Recht die Selbstachtung wenn man Notlagen auf ehrenvolle Weise z.B. durch Verzicht, Neu- und Umorganisation der Lebensumstände bewältigt? Sind nicht auch ungeplant, ungewollt Geborene meist schnell der Sonnenschein, Behinderte oft die Lieblingskinder ihrer Mütter? Waren es in der Nazizeit nicht die betroffenen Angehörigen, die wehrlos hinnehmen mußten und darunter litten, daß die, die sie trotz ihrer Behinderung innig liebten, getötet wurden?

Auch wenn die Politiker in diesem Land vorgeben ihnen sei am Lebensschutz ungeborener Kinder etwas gelegen, beweist doch ihr Handeln das Gegenteil. Sonst hätten sie doch schon längst die Männer in die Pflicht genommen und Abhilfe geschaffen, daß sie Schwangere zur Abtreibung nötigen können. Warum müssen sie nicht zur Beratung, sie sind doch die Väter? Sicher wäre der Druck herzloser Angehöriger auf die Frauen geringer und umgekehrt könnte manches Kind einer herzlosen Mutter nicht gegen den Willen des Vaters getötet werden. Millionenfach werden Kinder im Mutterleib getötet und der deutsche Staat bietet dazu jede Hilfe. Er erweist sich als Komplize beim Mord im Mutterleib und handelt somit gegen sein eigenes Gesetz, das nach der Verfassung Lebensschutz sein muß. So läßt er die Ungeborenen nicht nur schutzlos, da Abtreibung straffrei ist, sondern finanziert diese auch noch über die Krankenkassen und sorgt für eine flächendeckende Anzahl von Abtreibungsmöglichkeiten. Muß ein Rechtsstaat nicht zuerst die Schwächsten, Wehrlosesten und Unschuldigsten schützen? Ist es nicht entsetzlich, ja barbarisch, daß durch Gesetzgebung der von Gott und Natur als sicherer Hort, als Schutzraum gedachte Mutterleib für wehrlose Kinder zur unent-rinnbaren tödlichen Falle wird? Wird hier nicht Artikel 1 Grundgesetz mit Füßen getreten? Welche Rolle spielt hier die Würde der Kinder die getötet und wie Abfall beseitigt werden?
Die Würde des Menschen ist unantastbar ob gewollt oder ungewollt, in der Petrischale oder im Mutterleib, im In- oder im Ausland gezeugt!
Völlig unverständlich, ja scheinheilig ist es, daß Politiker zwar die Präimplantationsdiagnostik ablehnen aber gleichzeitig bei Behinderung die Tötung ungeborener Kinder nach einer Pränataldiagnostik (die meist auch der Selektion dient) bis unmittelbar vor der Geburt ganz legal zulassen. Sind nicht Mütter und Väter die erst nach der Geburt von der Krankheit oder Behinderung ihres Kindes erfahren in einer vergleichbar schwierigen Situation? Wenige Tage vorher hätte ihnen unser Staat (ein Rechtsstaat?) im Mutterleib die Tötung des noch Ungeborenen zugebilligt. Dies ist vorgeburtliche Euthanasie! Wissen Sie, daß Kinder diesen Mordanschlag oft überleben und über Stunden unversorgt bleiben weil man ihren Tod will? Wo bleibt da die Ehrfurcht vor dem Leben?

Im Land der Dichter und Denker hält man sich für besonders klug und weise: Man will, gegen jede Logik, Leben retten indem man das Töten eben dieses Lebens ermöglicht. Das ist ein Widerspruch in sich. Es ist bekannt, daß das Unrechtsbewußtsein in der Bevölkerung mit der Scheinvergabe stark nachgelassen hat. So haben Juristen, z.B. der Rechtsphilosoph und Straf-rechtswissenschafler Prof. G. Jacobs, Bonn festgestellt, daß Schwangerenberatungsstellen die die Bescheinigungen ausstellen, „rechtswidrige Beihilfe zur rechtswidrigen, wenn auch straffreien Abtreibung leisten“. Nach Ansicht von Verwaltungsrichter B. Büchner, Freiburg: „beteiligen sie sich an der Zerstörung des Unrechtsbewußtseins und sind Teil eines gesetzl. Konzepts, das die Letztverantwortung über Leben oder Tod des Ungeborenen der Schwangeren überlasse...“. Auch die Frau ist nicht Herrin über Leben und Tod!

Zwar verurteilen die Kirchen Abtreibung verbal in der Tat aber wirken sie mit. Politisches Kalkül ließ sie in dieser Angelegenheit versagen. Die evangelische noch mehr als, Dank dem Eingreifen des Papstes, die katholische (außer z.Zt. noch im Bistum Limburg). Sie vermögen es nicht mehr den Menschen Halt und Orientierung zu geben, weil sie zur Anpassung an diese Welt nicht das im Sinn haben „was Gott will, sondern was die Menschen wollen“ Mk 8,33 und somit zur Zerstörung des Unrechtsbewußtseins und zur Einschläferung des Gewissens beitragen. Und da geht es nicht mehr nur um das irdische sondern um das ewige Leben! Die ev. Kirche übernimmt entgegen der Gebote Gottes die säkulare Gesetzgebung direkt. Alle ethisch – moralischen Aufweichungen des Staates erklärt auch sie für erlaubt, unabhängig davon was in der Bibel steht, die Martin Luther doch als einzige Grundlage für den Glauben anerkennen wollte. Bei der kath. Kirche hat es, unter Mißbrauch der Laien, das von Politikern dominierte Zentralkomitee der dt. Katholiken übernommen den für ungeborene Kinder tod-bringenden Schein durch den kirchenrechtlich illegalen Verein Donum Vitae auszustellen und gibt sie somit vogelfrei. Es müßten doch bei den Kirchen alle Alarmglocken läuten wenn Wirtschaftsmanager, z.B. der Chefsvolkswirt der Deutschen Bank, Prof. Norbert Walter die christlichen Kirchen kritisiert: „Sie sollten weniger dem Zeitgeist nachlaufen und sich mehr auf die Vermittlung von Glaubenswerten konzentrieren.“ Ihre Verantwortungsträger beklagen den christlichen Werteverfall und erkennen nicht, daß hier die Saat ihres nicht eindeutigen Verhaltens aufgeht. Indem sie die Dinge nicht beim Namen nennen, sondern wie Politiker durch beschönigende Wortwahl verharmlosen, Wort und Tat nicht mehr übereinstimmen ist ihr Eintreten für das (ewige!) Leben, gegen den Tod nicht klar.
Mk 7,9 „... Sehr geschickt setzt ihr Gottes Gebot außer Kraft...“ Sehr geschickt setzt man in Deutschland Gottes Gebote außer Kraft! Ob Staat, Kirchen, ZdK, alle bezeichnen Abtreibung als Unrecht und glauben damit ihre Hände in Unschuld waschen zu können; der Staat setzt dieses Unrecht außerhalb des Strafrechts, und alle machen bei diesem Verbrechen mit. Sie raten ja ab, sie stellen ja nur, bezeichnenderweise durch Gesundheitsämter oder soziale kirchliche Einrichtungen, die Bestätigung aus, daß eine Beratung stattgefunden hat. Das ist ja Hilfe für Frauen in Not, wenn auch zum ungestraften Töten wehrloser ungeborener Kinder, denn sie wissen, wozu diese Bestätigung in ca. ¾ aller Fälle benutzt wird. Sie stellen sich blind und taub! Einen raffinierteren Plan könnte der Teufel nicht aushecken! Dafür müssen wir vor unserem ewigen Richter einmal geradestehen. Ist dies der erste Schritt?
Nach dem gleichen Prinzip hätte auch einem Mann in Not geholfen(?) werden können, der seine „Mutter aus Angst vor Heimkosten“ erwürgte. Befand sich der Sohn nicht in einer ähnlichen Situation wie viele der abtreibenden Frauen? Wären Alte, Kranke, Behinderte nicht die nächsten die kaltblütig, aber humaner mittels einer Injektion getötet würden, wenn man nach einem abratenden Gespräch, mittels Bestätigung einer Beratungsstelle, dies ungestraft dürfte? Könnten sich nach obigem Prinzip nicht auch viele pflegende Töchter und Schwieger-töchter, die oft Schikanen, leidvolle Erfahrungen durch die, die sie pflegen, durchmachen, auf das Ende ihrer körperlichen und seelischen Kräfte berufen? Man muß den Anfängen wehren! Begreifen das die Mächtigen nicht oder wollen sie es nicht begreifen? Finden sie das Leben Ungeborener doch weniger schützenswert? Wollen wir in Barbarei zurückfallen und alle die unserem Egoismus und Selbstverwirklichungsgelüsten im Weg sind, unter dem Deckmantel einer fragwürdigen Humanität, durch töten beseitigen? Selbst wenn wir dies im Augenblick für ausgeschlossen halten müssen wir zugeben, daß das was vor wenigen Jahrzehnten noch undenkbar erschien heute traurige Wirklichkeit ist. Daß wir uns scheibchenweise auf dem Weg zu einer immer inhumaneren und intoleranteren Gesellschaft befinden. Dem muß Einhalt geboten werden, eine Umkehr ist dringend notwendig wenn die Menschheit nicht an sich selbst zugrunde gehen will. Wenn es in anderen Ländern teilweise noch schlechter um den Schutz der Embryonen bestellt ist haben sie das zu verantworten, unser Tun und Lassen entschuldigt das nicht. Kein Unrecht dieser Welt rechtfertigt eigenes Unrecht!

Neben einer ebenso hohen Dunkelziffer werden in Deutschland mit Billigung des Staates jährlich mehr als 130.000 Schwangerschaften abgebrochen. Müßten nicht gerade wir Deutschen, vor dem Hintergrund unserer eigenen Geschichte, auf dieses Unrecht besonders sensibel reagieren? Ein Vergleich mit der Aufstellung der Listen der zu tötenden Menschen (Euthanasie) von Ärzten in der Nazizeit ist berechtigt, denn in dem Moment, in dem die Beratungsbestätigung ausgestellt wird, wird das ungeborene Kind, namenlos, für eine bestimmte Frist zum Töten freigegeben, unabhängig davon ob die Schwangere davon Gebrauch macht oder nicht. Gerade aus der Nazizeit müßten wir lernen, daß man den Anfängen wehren muß! Der Vergleich hinkt nur dadurch, daß die Ärzte damals auf staatliche Anordnung an Unrecht mitgewirkt haben (vielleicht ohne es zu wollen), der Staat, die Kirchen und andere Träger die den Schein ausstellen und die Ärzte, die die Abtreibung (Ermordung) vornehmen, tun dies heute völlig freiwillig; der Staat ordnet nicht an, hat aber unter einer, von zwei sogenannten christlichen Parteien geführten Regierung die Voraussetzung für dieses Unrecht geschaffen. Es ist also noch schlimmer, da dies in einem Staat, der sich Rechtsstaat nennt, geschieht! In diesem Zusammenhang ist darauf zu verweisen, daß von dem Unrechts-staat „DDR“ nichts übernommen wurde, außer durch den Willen eines atheistisch geprägten Volkes das Recht(?) ungeborene Kinder zu töten!

Nach einem UN-Bericht braucht Deutschland wenigstens 500 000 Einwanderer im Jahr zur Sicherung der Renten für das wachsende Heer der Rentner und Pensionäre. Trotzdem verhält sich dieses egoistische Volk einwanderungswilligen Ausländern gegenüber fremdenfeindlich, eigene Kinder tötet es noch vor der Geburt. Und dies, wie hier anzumerken ist, bei einem aussterbenden, völlig überalterten Volk. Das ist fast Völkerselbstmord! Dies muß der Bevölkerung einmal bewußt gemacht werden, vielleicht würde es dann diesem Morden nicht so gleichgültig oder gar befürwortend gegenüberstehen. Es entzieht sich damit seiner eigenen Lebensgrundlagen für die Zukunft. Die Politik, der Staat läßt dies zu, schafft die Vorausset-zung per Gesetzgebung dafür, verletzt seine Fürsorgepflicht, läßt den nötigen Weitblick vermissen. Anstatt Familien mit Kindern finanziell besser zu stellen, da sie ja die Lebens-grundlage für die Zukunft sind und sichern, deckt z.B. der bayerische Sozialbericht auf, daß Kinder zum erstrangigen Armutsrisiko werden. Es müßte der Zusammenhang zwischen Kindererziehung und Altersversorgung beim Generationenvertrag wieder sichtbar und spürbar gemacht werden! Sollten nicht Kinderlose, z.B. egozentrische Paare und Singles, höhere Rentenbeiträge oder zur Finanzierung des Kindergeldes Beiträge leisten müssen, oder geringere Pensionen erhalten, anstatt Mütter und Väter gleich in dreifacher Hinsicht zu belasten? Sie sind schon während der Erziehungszeit finanziell schlechter gestellt, müssen ebenso hohe Rentenbeiträge leisten und bekommen ein geringeres Altersruhegeld als Kinderlose, obwohl sie es sind, die nicht nur in materieller Hinsicht Verzicht leisten und die Altersversorgung gewährleisten. Es darf nicht weiterhin sein, daß der „Generationenvertrag zu Lasten der Eltern privatisiert und der Nutzen vergesellschaftet ist, der vorrangig Personen zukommt, die diese Generationenleistung nicht erbracht haben“, meint die Präsidentin des Familienbundes Deutscher Katholiken, Elisabeth Bußmann.

Sollte man nicht das Adoptionsrecht erleichtern, abgebenden Müttern vielleicht während der Schwangerschaft eine gewisse Anonymität verschaffen, damit sie einen solchen Entschluß leichter fassen, mit ihm in Frieden, ohne Angst vor übler Nachrede leben können? Es ist doch seltsam, daß Frauen, die ihren Kindern das Leben schenken und zur Adoption freigeben, oft verleumderisch als Rabenmütter bezeichnet werden, die aber, die man eher als Rabenmütter bezeichnen sollte, die eiskalt ihre Kinder töten, anonym töten können, nicht.

Schnell konnten anorme Summen eingesetzt werden um Werbung für die Weltausstellung Expo 2000 zu machen. Warum wurden nicht schon längst Werbemaßnahmen ergriffen, durch die Kindermord im Mutterleib geächtet wird? Durch die ein familien- und kinderfreundliches Klima erzeugt wird? Durch die Schwangere erfahren, ja schon vor einer Schwangerschaft wissen, welche Hilfen es gibt und von wem sie sie bekommen, damit sie eine Abtreibung erst gar nicht erwägen. Sowohl der private wie auch der öffentlich-rechtliche Rundfunk sind gesetzlich der Würde des Menschen und der Schutzaufgabe gegenüber dem ungeborenen Leben verpflichtet. Bei der Aufklärung über Aids, der Übertragungsmöglichkeiten, konnte durch Werbung (Kondome) das Sexualverhalten positiv beeinflußt und ein annehmbares Klima zu Gunsten der Betroffenen geschaffen werden.

Es ist notwendig einen Gesinnungswandel in der Gesellschaft herbeizuführen, das ist der beste Lebensschutz für die ungeborenen Kinder. Das Unrechtsbewußtsein muß in unserer Bevölkerung durch Überzeugungsarbeit wieder hergestellt und geschärft werden. Das geht nur wenn Reden und Handeln der Verantwortlichen klar übereinstimmen. Solange sie in der Öffentlichkeit so tun als würden Schwangerschaftsabbrüche überwiegend aus Not, sozusagen in Notwehr geschehen, wird das Ziel möglichst allen unschuldigen, wehrlosen Kindern zum Tageslicht zu verhelfen nicht erreicht werden, können viele Betroffene ihr Unrecht nicht erkennen, wird ihnen ihre Unschuld indirekt bestätigt, ja geradezu eingeredet. Ist es nicht eine Farce, daß zu keinem Zeitpunkt in der Geschichte unseres Volkes, weder in Kriegsjahren noch in anderen großen Notzeiten Abtreibungen legalisiert wurden, obwohl da die Frauen wahrhaftig Not und Elend ausgesetzt waren, es nicht die sowohl psychologischen wie auch materiellen Hilfsangebote gab wie in unserer heutigen Wohlstandsgesellschaft, in der es den Menschen so gut geht wie nie zuvor. Wenngleich auch heute bessere Konditionen für Familien, besonders mit mehreren Kindern, geschaffen werden müssen. Solange prominente Frauen, trotzdem sie öffentlich kundtun, daß sie ihr Kind abgetrieben haben, hoch angesehen sind, die Frauen aber, die unter Verzicht auf Karriere Kinder erziehen und oft einen sozialen Abstieg hinnehmen, eher gering geachtet werden, wird die Kinderfeindlichkeit in diesem Land anhalten. Sicher ist das Selbstwertgefühl der Frauen, die ihr Kind trotz schwieriger Situation annehmen weit mehr berechtigt, sollte ihre Leistung höher bewertet und gewürdigt werden, als die so hochgeschätzte Selbstverwirklichung auf Kosten des Lebensrechts des eigenen Kindes. Solange Abtreibung nicht bestraft und als das bezeichnet wird was es ist, nämlich Mord, wird sich an der Gesinnung vieler Menschen nicht viel ändern. Sogar die das eigene Leben rettende Gurtpflicht konnte bei den Autofahrern nur mittels Strafandrohung durchgesetzt werden. Jeder Verkehrssünder , der falsch parkt, andere behindert wird bestraft und muß Bußgeld bezahlen. Wer einen schweren Verkehrsunfall verursacht, mag sein leichtfertig, grob fahrlässig, teilschuldig oder auch unschuldig, ob nur Sachschaden entsteht oder Opfer zu betrauern sind, muß sich vor Gericht verantworten und dies obwohl er gewiß nicht willentlich und vorsätzlich den Unfall verursacht hat, oft selbst nahe Angehörige verliert, Krankheit und lebenslängliche Behinderungen erleidet.

Keiner der Verantwortlichen, zu ihnen zählen alle an einem Schwangerschaftsabbruch beteiligten der Bevölkerung, Kirche und Politik, soll sagen können, er hätte nicht gewußt was er tut! Auch und besonders diejenigen nicht die aus angeblichen Gewissenskonflikten, die zum Töten unschuldiger Kinder berechtigenden Scheine weiterhin ausstellen wollen.

Eine Gesellschaft, die sich am untersten geistigen Niveau in ihr orientiert, von ihm bestimmen läßt, muß dem Untergang verfallen sein. Eine „Mein Bauch gehört mir“ - Mentalität ist geistig auf einem Niveau das an der Gürtellinie endet, ob es nun darum geht aus egoistischen und Bequemlichkeitsgründen abzutreiben oder ausschließlich am eigenen Wohlstand interessiert zu sein, unabhängig davon wie es anderen Menschen in der Welt geht. Dies ist eine "Nach und neben mir die Sintflut – Mentalität“. Mag sein, daß Menschen, die so argumentieren und handeln intelligent sind, über Geist, zumindest einen guten, verfügen sie jedenfalls nicht.

Geistliche sollen nicht unser Gewissen zerstören, sondern schärfen, leider stumpft es ohnehin von selbst wieder ab. Wenn sie keinen Ausweg sehen, dann sollen sie sich auf den besinnen, der von sich sagt, Joh 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben;...“ unseren Herrn Jesus Christus. Dann werden sie zwar keinen Ausweg erkennen aber d e n Weg, den einzigen, den notwendigen, den, den sie zu beschreiten haben wenn sie uns nicht in den Abgrund führen wollen.

Wenn Politiker sich fast ausschließlich darum bemühen, daß wir uns zwar materiell und technisch auf obersten Niveau bewegen, uns aber geistig immer mehr in Egoismus und Konsumorientierung führen, kann man nur sagen: „Blinde werden von Blinden geführt“!

Keiner kümmert sich darum wie es den Menschen geistig geht. Deshalb appellieren wir an jeden einzelnen in dieser Gesellschaft, ja auf der ganzen Welt sich zu fragen ob wir weiterhin so geistlos leben wollen. Wenn nicht, so muß jeder bei sich selbst anfangen, sich selbst nicht nur darum kümmern, daß es ihm körperlich gut geht, sondern auch um sein geistiges, sein seelisches Leben, um seine ewiges Leben, das heißt er darf nicht bei Egoismus und Konsumverhaftung stehen bleiben. Wir sollen, wir können uns geistig erheben, über uns selbst hinaus wachsen, geistig leben. Gott gebe, daß wir es schaffen!

Auch wenn die straffreie Möglichkeit zu diesem himmelschreienden Unrecht nicht von „oben“ angeordnet und erzwungen, sondern von „unten“, von Teilen des Volkes gefordert wird, werden sowohl geistliche wie auch politische Führungen ihrer Aufgabe nicht gerecht, wenn sie Verbrechen zulassen und sich sogar daran beteiligen, wenn sie dem Zeitgeist, dem Druck und den ungerechtfertigten Wünschen der Menschen kurzsichtig und feige nachgeben. Dann sind sie nicht Führer sondern verführte Verführer!

Daß ein Bewußtsein für die Schutzwürdigkeit und Schutzbedürftigkeit der ungeborenen Kinder herbeigeführt werden kann zeigt das Heimatland des Papstes. Familienministerin Maria Smerecziska berichtete auf einer Tagung der Juristenvereinigung Lebensrecht in Köln, daß Schwangerschaftsabbrüche durch Gesetzesänderung und Aufklärungsarbeit in Polen von über 100 000 vor 1988 auf nur mehr 151 im Jahr 1999 gesunken sind, DT 8.5.2001.

Wann endlich werden bei uns die Mächtigen aufwachen, die alarmierenden Signale wahr- nehmen und mutig das Notwendige, wenn auch vielleicht Unpopuläre tun? Leider wurden unsere bisherigen Weckrufe an Bischöfe, ZdK und Politiker nicht gehört. Da wir Sie als verantwortungsbewußten Politiker schätzen hoffen wir bei Ihnen, Herr Rau, ein offenes Ohr zu finden wenn wir mit diesem Brief den unschuldigen ungeborenen Kindern unsere Stimme verleihen damit ihr lautloser Schrei nicht ungehört verhallt.

Wir bitten Sie, die Initiative zu ergreifen, daß gemäß der Vorgabe des Bundesverfassungs-gerichts das Tötungs-Ermöglichungs-Gesetz, zu dem der § 218 durch Gesetzesänderung verkommen ist (weil auch sog. christliche Politiker christliche und ethisch - moralische Werte aufgaben, um keine Wahlniederlage = Machtverlust zu erleiden), überprüft und dem ungestraften Morden an ungeborenen Kindern ein Ende gesetzt wird. Daß von Staat und Gesellschaft nicht Kindermord, sondern gute Lebensbedingungen für Kinder finanziert werden. In und von unserem Land sind im zwanzigsten Jahrhundert schon genug Verbrechen geschehen und ausgegangen! Es wäre schön und gut wenn einmal ein ethisch – moralisch positives Signal von Deutschland in die Welt ginge!

Mit freundlichen Grüßen

dazu:
 
01.09.2001 Brief an Bundespräsident Rau und Antwort

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Last update: 15. März 2002 14:09