Brief an das ZdK

Sehr geehrte Damen und Herren!

Wissen Sie eigentlich was Sie tun? Sie gründen einen Verein ausschließlich zu dem Zweck Tötungs-Berechtigungscheine, denn der Beratungsschein ist in der Konsequenz nichts anderes, ausstellen zu können, und wagen es auch noch diesen Tötungs-Ermöglichungs- Verein verlogen und scheinheilig „donum vitae", Geschenk des Lebens, zu nennen. Dies tun Sie in anmaßender Weise im Namen der katholischen Laien, gegen die ausdrückliche Weisung des Stellvertreters Christi hier auf Erden, unseres Kirchenoberhauptes Papst Johannes Paulus, der will, daß die kirchliche Schwangeren-Konflikt-Beratung fortgesetzt und den Frauen in schwierigen Situationen, in Not geholfen wird, ihr Kind auszutragen (die katholischen Beratungsstellen bleiben also offen!).

Haben Sie sich schon einmal gefragt wieviele Kinder nur wegen des vehementen Eintretens vieler deutscher Bischöfe und des ZdKs für das Ausstellen dieser Scheine, getötet wurden, weil die Menschen den Eindruck bekommen, Abtreibung sei ein Kavaliersdelikt? Ich stelle fest, daß ich, eine katholische Laiin, Sie weder gewählt, noch jemals dazu ermächtigt habe in meinem Namen zu handeln und zu sprechen. Wie können Sie es wagen dies ohne Legitimation, ja gegen meinen Willen zu tun, mich zu mißbrauchen? Mit dem Griff in die Trickkiste soll hier die Gehorsamspflicht, die sicher auch für Laien gilt, der Bischöfe umgangen werden, wird gegen die Lehre der Kirche, gegen die Lehre Christi, in unerhörter Weise gegen den Willen Gottes, gehandelt. Bei einem Verein der nur zum Ausstellen von Tötungs-Berechtigungsscheinen gegründet wird, ist leicht erkennbar „wes
Geistes Kind" er ist. Ich hoffe und wünsche von ganzem Herzen, daß Sie keine Geldgeber finden, die für diesen bösen Zweck spenden werden. Oder wissen Sie nicht, daß Sie mit jedem Schein den Sie ausstellen, für eine bestimmte Frist, ein ungeborenes Kind, namenlos und unerwähnt, zum Töten freigeben? Daß dies schwere Sünde, ein verabscheuungswürdiges Verbrechen ist? Daß nach dem Kirchenrecht eine Abtreibung die Exkommunikation zur Folge hat?

Niemand kann behaupten, daß die rund 25 % der Frauen die ihr Kind austragen, Beratungs-stellen, die keine Scheine ausstellen, nicht aufsuchen werden, zumal wenn sie, wie die Kirche, großzügige Hilfe anbieten. Nach einer Studie des SkF würden 74 % in diesem Fall nicht kommen, das heißt im Umkehrsschluß 26 % würden auch ohne daß sie den umstrittenen Schein erhalten kommen, sie sind an guter Beratung und Hilfe interessiert. Es ist eine sehr realistische Annahme, daß es sich bei den Frauen, die ihr Kind annehmen und denen, die auch wenn sie den Schein nicht erhalten, katholische Beratungsstellen aufsuchen, um das gleiche Klientel handelt. Kirchliche Stellen müssen sich also nicht an Unrecht beteiligen, damit sie die Frauen in schwierigen Situationen, in echten Konflikt- und Notlagen erreichen, die die angebotene Hilfe annehmen um ihr Kind behalten zu können.

Wissen Sie, daß die Behauptung, kirchliche Stellen würden mehr Kinder retten, eine einzige Lüge ist? Entweder haben Sie sich nicht, oder die Öffentlichkeit bewußt falsch, informiert! Nachdem ich mit mehreren Beraterinnen, sowohl von kirchlichen als auch von staatl. Beratungsstellen gesprochen habe, kann ich Sie über die offiziellen Abtreibungszahlen in Bayern informieren: 1998 fanden bei 22 000 Beratungen 15 838 Abtreibungen statt, folglich gab es 6162 Geburten, also 28 %. Wenn man die Angaben der Caritas von 1997 zu Grunde legt, liegt die Erfolgsquote kirchl. Beratungsstellen bei rund 25%, also um 3 % unter dem
Durchschnitt. In unerhörter Weise diffamieren Sie die Beraterinnen der anderen Träger, die mir versichert haben, daß die Struktur des Gesprächs in der Konfliktberatung gesetzlich vorgegeben, weitgehend identisch ist, daß kein Druck auf die Schwangeren ausgeübt werden darf. Kam. Beratungsstellen arbeiten also - entgegen der von Bischöfen und ZdK aufgestellten Behauptung - weniger erfolgreich. Vermutlich um ja nicht den Anschein zu erwecken, Druck auszuüben, wirken sie offenbar weniger intensiv auf die abtreibungswilligen Frauen ein, ihr Kind anzunehmen. Sie sind zu befangen!

Wenn es Ihnen ernst ist, wenn es wirklich so ist, daß Sie diesen Verein nur gegründet haben um die Frauen zu erreichen, die sich noch nicht endgültig zur Abtreibung entschlossen haben, werden sie diese neuen Gesichtspunkte nicht übergehen, sehen Sie ein, daß es keinen berechtigten Grund, keine Notwendigkeit für diesen Verein gibt, daß er überflüssig ist. Wenn Sie guten Willens sind, besteht ja vielleicht noch eine geringe Chance, daß Sie Ihr unüberlegtes, übereiltes Handeln korrigieren, daß Sie „donum vitae" in eine Stiftung umwandeln, mit deren Mitteln für katholische Beratungsstellen geworben wird. Die bereits bestehenden Hilfsangebote der Kirche könnten öffentlich bekannt gemacht werden, zu Gunsten der Frauen, die ihre ungeborenen Kinder annehmen. Sie könnten zusammen mit der Kirche zeigen, daß Sie anders handeln als „die Kinder dieser Welt", dann hätten Sie diesen Namen zu Recht gewählt, denn es würde den Kindern - und deren Müttern - geholfen, denen das Lebensrecht nicht aberkannt wird, die Sie nicht per Beratungsschein zum töten freigeben. Es würde kein Blut an Ihren Fingern kleben, das Blut dieser unschuldigen Kinder würde Sie nicht anklagen: „Angeblich um uns zu retten, gaben sie uns im Namen Deiner Kirche, in Deinem Namen Herr, zum Töten frei, bevor wir auch nur einen Atemzug machen konnten wurden wir getötet. Sie haben gegen Deine Ehre allmächtiger Gott, gegen Deinen heiligen Willen, wissentlich und willentlich verstoßen!" Erkennen Sie das widersinnige dieser Geisteshaltung? Daß dies ein Widerspruch in sich ist?

Lehnen Sie meinen Vorschlag nicht unüberlegt und voreilig ab, er könnte die verhärteten Fronten aufweichen. Sie könnten Ihr Gesicht wahren, es würde ein guter Neubeginn sein, zur Einheit der Kirche in Deutschland beitragen.

In dieser Hoffnung habe ich diesen Brief geschrieben. Sie mögen mir verzeihen, daß ich so deutlich und hart formulierte, dies tat ich bewußt, denn geschönt wurde in dieser Sache schon genug.

Meine weiteren Gedanken zu diesem Thema können Sie einem beigelegten Brief an deutsche Bischöfe und meiner Stellungnahme zu einem Artikel von Prälat Schätzler entnehmen.

Mit freundlichen Grüßen

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Last update: 21. Februar 2003 16:35