„...aber den Balken in deinem Auge bemerkst du nicht?“ Mt 7,3 - Gedanken zu Predigten Weihnachten 2004 und Pfingsten 2005 des Bayerischen Landesbischofs Johannes Friedrich

Aufhorchen und staunen lässt, dass Friedrich den neuen Papst Benedikt XVI. für seine ableh-nende Haltung beim Thema Abtreibung lobte. Diese Haltung sei keinesfalls konservativ, „dies sind Positionen, die wir als Kirche vertreten.“, DA 17.05.05. Schön wär`s, wenn’s so wäre! Kennt der Landesbischof die Position der EKD zum Schwangerschaftsabbruch (Anhörung vor dem Gleichstellungsausschuss des Europarats „Frauen und Religion“ am 10. September 2004, www.ekd.de) nicht? Hier heißt es: „Die EKD ist jedoch im Gegensatz zu der römisch katholi-schen Kirche der Auffassung, dass in der Schwangerschaft unvorhersehbar eintretende Kon-fliktsituationen auftreten können. Die Frauen können dann in eine derart ausweglose Situation geraten, dass sie für sich keinen anderen Weg sehen, als die Schwangerschaft abzubrechen. Derart unerträglich scheinende Schwierigkeiten können z.B. aus dem Alter der Frau, der finanziellen Situation, aus Angst vor Verantwortung und Zukunft, einer zu erwartende Behin-derung des Kindes, Beziehungsproblemen, der beruflichen Situation, Druck aus dem sozialen Umfeld oder einem nicht vorhandenen Kinderwunsch resultieren.“ Im Gegensatz zur „Rosen-heimer Erklärung“ der Landessynode v.18.4.1991 (mit der die ev. Kirche der Politik den Weg zur Fristenlösung erleichtert und gewiesen hat. Die Aussage von Pfarrer Gross, DA 6.6.03: „Beim Schutz des ungeborenen Lebens nahm unsere Rosenheimer Erklärung eine fort-schrittlichere Haltung als der Gesetzgeber ein“ lässt die große Verantwortung, man möchte fasst sagen Schuld der evangelischen Kirche, die sich nicht nur in das verbrecherische staatl. Abtreibungssystem einbinden lässt, sondern der Politik den Weg zur Fristenlösung erleichtert und gewiesen hat, erahnen.) in der es noch heißt „Schwangerschaftsabbruch darf kein Mittel der Geburtenregelung sein“ wird hier bereits ein „nicht vorhandener Kinderwunsch“ zu den ausweglosen Konfliktsituationen gezählt, in denen Frauen Entscheidungsfreiheit über Leben oder Tod ihrer Kinder zugesprochen wird. Wer gibt der ev. Kirche das Recht dazu angesichts des göttlichen Gebotes „Du sollst nicht töten“? Wie glaubwürdig ist Landesbischof Friedrich mit seinem Appell um „jedes kleine menschliche Leben“ zu kämpfen und seiner Kritik an der Abtreibungspraxis „straffrei, darum rechtlich erlaubt“? SZ 17.05.05 Ist sie nicht scheinheilig solange sich die evangelische Kirche in ihren Schwangerschaftskonfliktberatungsstellen „an der Zerstörung des Unrechtsbewusstseins“ (Richter B. Büchner, Freiburg) beteiligt, durch das Ausstellen des todbringenden Scheins die Vorraussetzung zur straffreien Abtreibung schafft und „noch viel grausamer“, so H. Steeb, Generalsekretär der Deutschen Evangelischen Allianz:„in ihren Krankenhäusern die Tötung“ der ungeborenen Kinder besorgt (Spieker, Kirche und Abtreibung in Deutschland)? Wie hält es die ev. Kirche mit dem von Regional-bischöfin Breit-Keßler angemahnten Schutz und der Würde aller Kinder? „So, wie die Menschen dem Kind in der Krippe die Ehre erweisen, sollten sie dies allen Kindern gegen-über tun“, (DA 27.12.04). Klingt das nicht wie Hohn solange die ev. Kirche wehrlose Kinder, solange sie nicht geboren sind, wissentlich und willentlich zum Töten freigibt, wie Abfall beseitigt und ihre Würde mit Füßen tritt? Wie lange noch?

Durch ihr Handeln ist die evangelische Kirche mitverantwortlich für die hohen Abtreibungs-zahlen in Deutschland. Anders als die katholische Kirche ist sie immer noch an dem jüngsten Unrecht, das die Kirche(n) im Laufe ihrer Geschichte begangen hat, beteiligt. „Die ersten Schritte zur Änderung“ könnte sie durch das Verbot der Tötung ungeborener Kinder in ihren Krankenhäusern und den Ausstieg aus der staatlichen Konfliktberatung tun. Zum Schutz der Kinder, zur Achtung ihrer Würde, um nicht weiterhin gegen Gottes Gebote zu verstoßen und das christliche Zeugnis für eine Kultur des Lebens zu verdunkeln. Dies ist das Gebot der Stunde, dies würde ein Zeichen setzen, ihr und den Menschen in unserem Lande zum Segen gereichen.

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Last update: 15. März 2002 14:58