Antwort von Bischof Kamphaus

[..]ich danke Ihnen für Ihr Schreiben und die Kopien Ihres Briefes an den Bundespräsidenten. Sie kritisieren, dass ich und auch donum vitae gegen den Willen des Papstes an der gesetzlichen Schwangerenkonfliktberatung festhalten. Zu donum vitae möchte ich nicht Stellung beziehen, aber lassen Sie mich für meine Person dazu folgendes sagen:

Ich bin mit Ihnen, allen Bischöfen und dem Papst einer Meinung, dass Abtreibung ein „verabscheuungswürdiges Verbrechen" (Vatikanum II) ist. Wir sind uns auch einig, dass die Kirche alles tun muss, um Abtreibungen unbedingt zu verhindern. Umstritten ist, wie dieses Ziel am besten erreicht werden kann. Der Papst sieht in der Ausstellung eines Scheins durch eine katholische Beratungsstelle die Gefahr der Verdunkelung des kirchlichen Zeugnisses für das Leben. Er beurteilt - anders als Sie - die Ausstellung nicht als eine direkte Mitwirkung an der Tötung menschlichen Lebens, sonst hätte er die Ausstellung einer Beratungsbescheinigung sofort und ausnahmslos verboten. Er hält dies für eine pastorale Frage mit lehramtlichen Implikationen. Vor diesem Hintergrund stelle ich mir die Frage: Wie soll ich mir selbst und anderen erklären, dass eine Praxis, die von der ganz überwiegenden Mehrheit der deutschen Bischöfe über fünf Jahre verantwortet wurde und im Sinne der allermeisten Bischöfe hätte weitergeführt werden sollen, die über fünf Jahre von Rom zumindest geduldet wurde, vom l. Januar an gegen das Lehramt verstößt und die Einheit der Kirche in Frage stellt? Was fünf Jahre möglich war, kann doch über Nacht so falsch nicht geworden sein. Man darf deshalb die Auseinandersetzung um den besseren Weg nicht zu einem Glaubenskrieg machen.

Mit unserer Aktion Konfliktberatung wollen wir zweifelnden und oft verzweifelten Frauen helfen, dass sie ihr Kind zur Welt bringen. Dass dies auch gelingt, erfahre ich immer wieder. Das zeigt mir, dass es das Wichtigste ist, unsere auf den Schutz des Leben ausgerichtete Konfliktberatung weiter fortzusetzen. Ich bin deshalb sehr dankbar, dass im Einverständnis mit Rom ein Weg gefunden ist, der zunächst für dieses Jahr eine Weiterentwicklung unserer Aktion Konfliktberatung ermöglicht.

Mit freundlichen Grüßen

Franz Kamphaus

dazu:
 
19.10.2001 Brief an Bischof Kamphaus und Antwort.
Unsere Erwiderung.

Zurück

Last update: 15. März 2002 15:09